Die Etage mit weniger Glück.
Es ist eine Love-Art-Affair allererster Güte,/ Liebe, Kunst, Drama als Wundertüte./ Gemeinsam entstehen Projekte und Bilder,/ Wie bei Jeanne-Claude und Christo, nur noch etwas wilder.
Stockwerk 5. Fifth Floor. Die Etage mit weniger Glück.
Friedl Dicker ist die geborene Malerin,
Ihr Vater, Papierwarenverkäufer in Wien,
Durch Itten kommt sie zum Bauhaus hin,
Was eigentlich unerreichbar schien,
Denn die Kohle ist knapp.
Ihre Begabung verhilft ihr zu einem Stipendium,
Mit dem sie so ach-und-krachmäßig durchkommt.
Der Magen ist leer, doch der Kopf ist voll
– rein künstlerisch sind die Bedingungen toll –
Und außerdem ist da noch Franz.
Es ist eine Love-Art-Affair allererster Güte,
Liebe, Kunst, Drama als Wundertüte.
Gemeinsam entstehen Projekte und Bilder,
Wie bei Jeanne-Claude und Christo, nur noch etwas wilder.
Denn sie lieben sich zwar, jeder weiß das genau,
Doch verheiratet ist Franz mit ’ner anderen Frau
Die Liaison bleibt Affaire und wenn Kinder entstehen,
Muss Friedl sie heimlich wegmachen gehen
Und das bricht ihr das Herz.
Das Traurige ist, dass diese Geschichte noch trauriger wird.
Friedl schafft es zwar, sich von Franz zu lösen. Doch die politischen Umstände verfinstern sich. Als Jüdin, Kommunistin und Künstlerin, einer für entartet abgestempelten Kunstrichtung, wird ihre Lage bedrohlich. Im April 1936 heiratet sie ihren Cousin Pavel Brandeis und wird tschechoslowakische Staatsbürgerin. Doch auch in Prag wird die Situation immer schwieriger. Trotzdem schlägt sie 1938 ein Visum nach Palästina aus. Vier Jahre später wird sie nach Theresienstadt deportiert. Friedl Dicker wird nur 46 Jahre alt.
Nach der Befreiung des Lagers werden zwei Koffer von ihr gefunden. Mit Kinderbildern. Heimlich hat sie den Kleinen Zeichenunterricht gegeben, sie hier und da für ein paar Stunden aus dem tristen Ghetto-Alltag geholt. Das Ganze nach pädagogischen Ansätzen aus dem Bauhaus. Nach dem Krieg werden die zwei Koffer auf Reisen geschickt und die Bilder an vielen Ort der Welt ausgestellt.
„Wenn wir das Beste für das Kind tun wollen, geben wir ihm Material und ermuntern es, mit der Arbeit zu beginnen.“, schreibt Friedl Dicker in ihrem letzten kunstpädagogischen Text.
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Mehr über Friedl Dicker erfahren Sie auf der Seite bauhaus100.de.