Die internationale Erfolgs-Etage.
Sie baut eine Weberei auf, unterrichtet, schreibt Bücher, entwirft Stoffe für große Firmen und ihre Flucht in die USA entwickelt sich zum Karriereschub.
Stockwerk 4. Fourth Floor. Internationale Erfolgs-Etage.
International Fame hatten so einige, aber lassen Sie uns heute mal bei Anni Albers reinschauen. Anni wird 1899 in Berlin geboren. Sie stammt aus der deutsch-jüdischen Verlegerfamilie Ullstein. In seinem „Ullsteinroman“ wird sie Sten Nadolny einmal so beschreiben: „Anni (…) war in der (…) Familie die schwierigste. Sie war auch die Schönste. Eine Femme fatale ersten Ranges (…) Bohèmienne wollte sie sein, Revolutionärin, Künstlerin.“
Anni nimmt Zeichenunterricht beim Maler Oskar Kokoschka. Oskar Kokoschka meint, sie solle lieber Hausfrau und Mutter werden. Anni pfeift auf Kokoschka und wechselt auf die Kunstgewerbeschule nach Hamburg. Dort belegt sie einen Kurs in Stickerei, langweilt sich zu Tode. Dann hört sie vom Bauhaus. Sie bewirbt sich, wird abgelehnt. Mietet sich trotzdem ein Zimmer und verliebt sich in einen asketischen blonden Kunstlehrer aus Bottrop, der es schon ans Bauhaus geschafft hat. Im Jahr darauf schafft sie es auch. Natürlich landet sie in der Webereiklasse. Aber diesmal ist es – wie schon beim blonden Kunstlehrer – Liebe auf den ersten Blick.
Anni ist vom Bauhaus begeistert. Besonders von den Meistern Kandinsky und Klee. Als die Textilwerkstatt zu Klees 50. Geburtstag ein kleines Flugzeug chartert, um damit Geschenke aus der Luft abzuwerfen, sitzt Anni mit im Cockpit. Später wird sie stellvertretende Leiterin der Weberei und erfindet einen Vorhangstoff, der auf der einen Seite schalldicht und auf der anderen Seite lichtreflektierend wirkt. (Die Autorin: Will ich!)
Doch dann kommen die 1930er. Das Bauhaus muss schließen. Annis jüdische Herkunft wird zur Gefahr und ein befreundeter Architekt zum Retter in der Not. Er lädt sie ein, am Black Mountain College in North Carolina zu arbeiten. Dort baut sie eine Weberei auf, unterrichtet, schreibt Bücher, entwirft Stoffe für große Firmen und ihre Flucht in die USA entwickelt sich zum Karriereschub.
1949 widmet ihr das New Yorker Museum of Modern Art – als erster Weberin überhaupt – eine Einzelausstellung. Später wird sie Professorin in Yale. Mit ihrem Kunstlehrer aus Bottrop bleibt sie bis zu seinem Tod zusammen. Sie streiten sich viel, doch sie bewundern sich sehr. Alles in allem kann man sagen: Sie hatte Glück.
Anders als die Künstlerin der nächsten Etage.
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