Bauhausfrauen

Intro

Mesdames et Monsieurs,

herzlichen willkommen auf Ihrer Fahrstuhlfahrt durch das weibliche Bauhaus! Steppen Sie in und erleben Sie sechs Schicksale auf sechs Etagen.

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Vorweg gesagt.

Ich (die Autorin) wollte schon immer mal was mit Graphic machen. Also habe ich mich einen Sommer lang an den See gesetzt und mir die Geschichte des Bauhauses reingezogen. Dabei habe ich gemerkt: Im Prinzip hatten die vor 100 Jahren genau die gleichen Probleme wie wir.

Punkt Nummer eins: Die Liebe. Genauer gesagt: Love Trouble. Man muss sich das Bauhaus als architekturgewordene Dating-Plattform vorstellen. Jeder hatte irgendwas mit irgendwem vom Bauhaus. Und dann ging das in die Brüche und es wurde gelitten und gereist und gegrübelt und irgendwo hingepilgert. Soweit bis man wieder auf dem Damm war, um sich in die nächste Liaison zu stürzen. Mit einem anderen Bauhaus-Menschen.

Außerdem fiel mir auf, dass es am Bauhaus bereits einige Frauen gab, die unterrichteten. Das Ungerechte dabei war, dass diese Frauen zwar maßgeblich zum Erfolg der Schule beitrugen, aber allesamt viel schlechter bezahlt wurden. Auch dieses Problem kennen wir 100 Jahre später leider immer noch.

Ein dritter Punkt, der mir ziemlich naheging, war die politische Ebene. Das Bauhaus wurde 1919 in Weimar gegründet. 1925 zog es nach Dessau um. Nicht freiwillig. Nein, es geschah auf Druck von rechts. Den völkisch-nationalen Politikern war die Schule von Anfang an ein Dorn im Auge. Nicht, weil sich die Bauhaus-Künstlerlerinnen und -Künstler jeden Tag megamäßig in das politische Leben in Weimar einmischten, sondern eher, weil sie so waren, wie sie waren. Vegetarier. Menschen in bunten Umhängen. Frauen, die Hosen trugen. Leute, die nicht so töpferten, wie schon immer getöpfert wurde.

In Dessau versprach man sich mehr Rückhalt. Aber auch das ging nicht auf. Zu jüdisch, zu links war man den Rechten vor Ort. 1932 wurde die Hochschule aufgelöst. Bauhausdirektor Mies von der Rohe probierte noch, in Berlin weiterzumachen. Aber bereits ein Jahr später wurde das Berliner Bauhaus von Polizei und SA durchsucht und versiegelt, 32 Schüler wurden festgenommen und selbst der unpolitischste aller Direktoren musste aufgeben. Das Bauhaus war eben noch nie ein unpolitischer Ort. Ob man es nun wollte oder nicht.

Aber nicht zuletzt das macht seine Geschichte so spannend. Deshalb freue ich mich nun, in unsere Graphic Shortstory hineinzustarten. Meine Teampartnerin ist die Live-Zeichnerin Sandruschka aus Weimar. Die Bilder wurden live auf der Bühne entwickelt, Clips dazu gibt es im Netz. Sandruschka und ich haben uns das Thema „Frauen und Bauhaus“ ausgesucht, weil darüber bisher noch am wenigsten geschrieben wurde. Sechs Frauen und ihre Schicksale werden wir heute in einer erzählerischen Fahrstuhlfahrt vorstellen.

Der Titel: Bauhaus Maternoster.

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Sandruschka 2018